Wie Du mit Klopfen Stress und Emotionen regulieren kannst: In fünf Schritten zu mehr Gelassenheit

Klopfen ist ein wunderbares Selbsthilfe-Werkzeug, das uns dabei unterstützt, nicht hilfreiche oder zu stark auftretende Emotionen zu regulieren. In meinem Blogbeitrag »Wie Du Deinen inneren Frieden kultivieren kannst« hatte ich Dir das Klopfen vorgestellt als Weg, um mit Stress und Ängsten fertig zu werden und Deinen inneren Frieden zu stärken. Von Aggression über Heißhungerattacke bis zum Sich-Zurückgewiesen-fühlen, gibt es noch viele weitere Zustände, in denen Du mit Klopfen Besserung erreichen kannst.

Und das ist ziemlich easy zu lernen. Ich gebe Dir hier eine einfache, Schritt-für-Schritt-Anleitung, mit der Du sofort mit dem Klopfen loslegen kannst.

Wo sind denn diese Klopfpunkte?

Erstmal musst Du natürlich wissen, wo Du klopfen sollst. Die Punkte, die beklopft werden, liegen auf den aus der traditionellen chinesischen Medizin bekannten Meridianen. Das sind Energiebahnen durch unseren Körper.

Welche Meridiane das sind, wo die genau längs laufen und wie die Punkte genau heißen, musst Du aber gar nicht wissen. Du musst sie auch nur ungefähr treffen.

Es gibt verschiedene Klopf-Schulen, die auch zum Teil mit unterschiedlichen oder unterschiedlich vielen Klopfpunkten arbeiten.

Hier sind die zehn Klopfpunkte auf dem Oberkörper, die ich meistens benutze:

  1. auf dem Kopf, der Kopfkrone
  2. zwischen den Augenbrauen (auf dem dritten Auge)
  3. am Anfang der Augenbraue, da wo sie auf die Nasenwurzel trifft
  4. außen neben dem Auge
  5. unter dem Auge
  6. unter der Nase
  7. unter dem Mund (am Kinn)
  8. zwei Finger breit unter dem Anfang des Schlüsselbeins, zwischen den Rippen
  9. unter dem Arm arm Brustkorb, so ungefähr eine Handbreite unter der Achsel
  10. auf dem Brustbein im oberen Teil

Noch mehr Punkte

Handrücken und Finger

Auch an der Hand gibt es Punkte, die Du beklopfen kannst:

  1. oben auf dem Handrücken, kurz hinter hinter den Fingergrundgelenken zwischen kleinem Finger und Ringfinger
  2. an der Handaußenkante auf Höhe der Fingergrundgelenke
  3. am kleinen Finger innen neben dem Fingernagel
  4. am Mittelfinger innen neben dem Fingernagel,
  5. am Zeigefinger innen neben dem Fingernagel,
  6. am Daumen innen neben dem Fingernagel

Unter der Brust

Oft wird auch noch ein Punkt unter der Brust angegeben. Für uns Frauen ist der manchmal ein bisschen doof, zu erreichen, weil wir die Brust nach oben klappen müssten, um da klopfen zu können. Deswegen kannst Du ihn auch einfach weglassen.

Wie genau klopfe ich jetzt? Der Klopfprozess Schritt für Schritt

Es gibt je nach Schule leicht unterschiedliche Klopfprotokolle, manche arbeiten noch mit eingestreuten Entspannungsübungen und Integrationssequenzen zum Abschluss. Weil die aber meist als optional dargestellt werden, benutze ich sie selbst auch selten und stelle Dir hier die Kurzfassung dar. Was ich aber nicht weglassen würde, ist der Satz zur Selbstakzeptanz zum Einstieg. Ich kann den meistens sehr gut gebrauchen, und merke da schon, dass ich das Problem in den Griff zu kriegen beginne.

Schritt 1: Du aktivierst das, was Dich emotional belastet

Als erstes rufst Du Dir das Thema ins Bewusstsein, das Dich belastet, konzentrierst Dich auf das wenig nützliche Gefühl, das Du regulieren möchtest. Du stellst Dir vor Deinem inneren Auge eine Situation vor, in der es besonders schlimm ist, nimmst wahr wie das aussieht, wie es sich anfühlt, was zu hören ist.

Um mal ein Beispiel zu nehmen, das viele von uns viel zu gut kennen: Den Stress, den uns ein Zuviel an Aufgaben bereitet, der dazu führt, dass wir kaum noch einen klaren Gedanken fassen können, der uns eine sachliche Einordnung und Priorisierung ermöglichen würde (was davon muss ich wirklich machen und wann). Stattdessen springt der Flucht-, Kampf-, Totstell-Mechanismus an und wir wollen uns unter einer Decke verkriechen oder alle zur Sau machen, die uns nur in die Nähe kommen. Stell Dir die ellenlange Liste mit Aufgaben vor, die Du Dir im Geiste machst, den Druck, mit dem die Anforderungen auf Deinen Schultern lasten –  oder auf Deiner Brust, das merkst du selbst am besten, wo es sich bemerkbar macht. Wie Dein Puls schneller schlägt oder Deine Nerven durchdrehen, weil Du ratlos bist, wie Du das alles fertig kriegen sollst oder Angst hast, andere zu enttäuschen.

Schritt 2: Du bewertest die Stärke der Empfindung

Damit Du einen Vergleich hast, was Dein Klopfen bewirkt, bewertest Du das mit der heraufbeschworenen Situation verbundene unangenehme Gefühl auf einer Skala von 0 bis 10. Beispiel: Wenn Du sagst, ich fühle mich im Moment ziemlich gestresst, nicht so, dass ich heulend zusammenbrechen möchte, aber schon kurz davor, dann wählst Du vielleicht die 8.

Schritt 3: Du benennst das Problem und akzeptierst Dich damit

Dann benennst Du das Problem und sagst direkt dazu, dass Du Dich damit komplett annimmst. Etwa so: »Obwohl ich diesen krassen Stress spüre, liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin.« Du kannst auch ein bisschen mit den Möglichkeitsformen spielen, um den Effekt zu verstärken: »Auch wenn ich diesen krassen Stress für den Rest meines Lebens spüren sollte, liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin. Auch wenn ich dieses Stressgefühl schon hinter mir gelassen haben sollte, liebe und akzeptiere ich mich so wie ich bin. Egal, ob ich diesen Stress habe oder nicht, ich liebe und akzeptiere mich so wie ich bin.«

Wenn Dir das »liebe und akzeptiere ich mich so, wie ich bin« nicht geschmeidig über die Lippen kommen will, finde eine für Dich stimmige Variante: »… finde ich mich doch in Ordnung so, wie ich bin«, »… liebe und akzeptiere ich mich dennoch so gut ich kann«. Während Du das Problem und die Azkeptanzsätze aussprichst, klopfst Du den Punkt an der Handkante. Alternativ kannst Du auch mit zwei oder drei Fingern auf Deinem Oberkörper zwischen Brust und Schlüsselbein einen kleinen Kreis beschreiben, das finde ich eine sehr angenehme Variante.

Schritt 4: Du beklopfst die Punkte

Mit zwei bis drei Fingern (Ringfinger, Mittelfinger, Zeigefinger) beklopfst Du locker die Punkte der Reihe nach. Klopfe in etwa so schnell, dass Du den Punkt zwei Mal pro Sekunde berührst, nicht zu hektisch, aber auch nicht zu lahm. Wenn Du auch auf der Hand klopfen willst, fängst Du mit der Hand an und machst dann am Kopf weiter von oben nach unten.

Auf jedem Punkt klopfst Du mindestens fünf mal (bleibst dort also für ca. 2-3 Sekunden) und bis zu 25 mal (10 bis 12 Sekunden). Du kannst auch schauen, bei welchen Punkten sich besonders viel rührt oder welche Dir angenehm sind und die dann länger bearbeiten. Probier es einfach mal aus, meistens können wir ganz gut selbst fühlen, wo es bei uns gut ist zu klopfen.

Die Seite ist egal, da, wo es den Punkt auf beiden Körperhälften gibt, kannst Du nur einen oder alle beide beklopfen. Wie Du möchtest.

Manche machen auch die ersten Runden nur mit den Punkten am Oberkörper und nehmen die Fingerpunkte dazu, wenn noch mehr Runden nötig sind.

Während Du klopfst, denkst Du immer wieder an Dein Thema. Du kannst es auch immer wieder aussprechen »dieser krasse Stress«. Und Du beobachtest, welche weiteren Gedanken und Gefühle zu Deinem Thema hochkochen, nimmst sie wahr und klopfst dabei weiter. Du kannst sie auch aussprechen, bei dem Stressthema zum Beispiel: »Meine Angst zu versagen«. Hier kannst Du wieder experimentieren, was für Dich besser funktioniert: aussprechen oder daran denken.

Schritt 5: Du überprüfst Deinen Erfolg

Nach ein paar Runden Klopfen bewertest Du erneut, auf welchem Maß von 1 bis 10 Dein unangenehmes Gefühl sich jetzt noch befindet. Es kann unverändert sein, ein wenig anders oder extrem anders. Wenn Dein Stresslevel jetzt bei 0 ankommt oder bei 1, 2 oder 3 stagniert: Prima, das kannst Du so lassen.

Wenn es noch höher ist, kannst Du noch ein paar Runden weiterklopfen. Oder Du belässt es erst einmal dabei und machst zu einem anderen Zeitpunkt weiter.

Wenn es nicht so richtig nachlassen will, kann es sein, dass noch etwas die Lösung blockiert. Wie Du dem auf die Spur kommst, dazu mache ich nochmal einen extra Beitrag.

Wie kann das sein? Über welche Mechanismen wirkt das Klopfen?

Wenn Du Dich auf so eine Klopfsequenz einmal eingelassen hast und erlebt hast, wie ein ungewünschtes Gefühl schwächer und schwächer geworden ist, fragst Du Dich wahrscheinlich: »Wie kann das sein?« Warum das Klopfen eigentlich wirkt, will ich hier nur ganz kurz anreißen: Die Klopfpunkte liegen auf unseren Energiebahnen, die die Chinesische Medizin Meridiane nennt. Die energetische Erklärung ist, dass Du mit dem Klopfen die in diesen Bahnen feststeckende Energien wieder in Bewegung bringst. Aus Sicht der Neurobiologie wirkt Klopfen darüber, dass Du eine geteilte Aufmerksamkeit herstellst: Also während ein Teil Deiner Aufmerksamkeit das belastende Ereignis oder Gefühl aktiviert, geht ein anderer Teil Deiner Aufmerksamkeit auf den Reiz, den Du durch das Klopfen auf Deinem Körper setzt. Dadurch werden Deine Nervenbahnen in ihrem gewohnten Schaltmustert, das sonst immer das Gefühl hervorgerufen hat, gestört und verknüpfen sich neu.

Disclaimer

Wenn es noch nicht sofort etwas gebracht haben sollte, probiere es ruhig noch einige Male aus. Wenn Du das Gefühl hast, Du kommst mit dem Klopfen alleine nicht weiter, dann kannst Du Dir Unterstützung durch einen Coach suchen. Und bitte beachte: Ich schildere Dir das Klopfen hier als Selbsthilfemethode bei leichten Problemen. Wenn Du psychisch krank bist und / oder körperliche Symptome hast, sprich mit einem Therapeuten oder Arzt.

Wo Du mehr über das Klopfen erfahren kannst

Wenn Du tiefer ins Thema Klopfen einsteigen willst, findest Du hier mehr:

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